Ein Patenkind aus Äthiopien schreibt Erfolgsgeschichte
Vor einiger Zeit meldete sich ein ehemaliges Patenkind sich bei uns. Seine Geschichte ist ein schönes Beispiel, wie die Kindernothilfe vor Ort jungen Menschen hilft und was eine Patenschaft bewirken kann.
„Ich bin der Kindernothilfe für immer dankbar für den Einfluss, den sie auf mein Leben und das Leben zahlloser anderer Kinder in Äthiopien gehabt hat. Ihr Engagement ist wirklich inspirierend, und ich werde das, was sie mir beigebracht hat, immer mit mir tragen, wohin ich auch gehe.“
Abraham Ebisa Kebede wurde in einem kleinen Dorf, nördlich der Stadt Nedjo, geboren. Er wuchs zusammen mit seinen sechs Geschwistern unter schwierigen Bedingungen auf. Sein Vater arbeitete als Landwirt, verdiente damit aber nur wenig Geld. Abraham und seine Geschwister besuchten die Burqa Chochi-Grundschule im Dorf. Danach wäre Abraham gerne aufs Gymnasium gegangen, aber dazu hätte er in die Stadt ziehen müssen. Dort kannte er aber niemandem, bei dem er hätte wohnen können. Er hatte davon geträumt, später zur Universität zu gehen, aber ohne weiterführende Schulbildung war daran nicht zu denken.
Das Patenschaftsprogramm veränderte sein Leben
Doch dann änderte sich sein Leben plötzlich von Grund auf: Die Kirche im Ort wählte ihn und andere Kinder aus, um ins Patenschaftsprogramm der Kindernothilfe aufgenommen zu werden. Dieses Programm war für Kinder aus bedürftigen Familien gedacht, damit sie ihre Schulbildung beenden konnten. Abraham war elf, als er ins Nedjo Hostel kam. Dort lebte er mit vielen anderen Kindern zusammen. Sie gingen zur Schule, nahmen gemeinsam die Mahlzeiten ein, spielten Fuß- und Volleyball und feierten die Feiertage miteinander. Was hat er im Hostel gelernt, was er heute gebrauchen kann, fragen wir ihn. „Kommunikationsfähigkeit, Teamarbeit, Führungsqualitäten, gute Organisation, Problemlösungsfähigkeit“, zählt er auf, „kritisches Denken und Zeitmanagement.“ Nach der Schule studierte er – er hat einen Bachelor in Hospitality and Tourism Management sowie einen Master in Tourism Development and Management.„Ich bin der Kindernothilfe für immer dankbar“
Zukunftspläne
Äthiopien ist das Ursprungsland des Kaffees. 95 Prozent der Äthiopierinnen und Äthiopier trinken ihn. Das hat den 40-Jährigen auf eine neue Geschäftsidee gebracht: „Meine Vision ist es, in Äthiopien ein florierendes Kaffeegeschäft aufzubauen und dabei das reiche Kaffee-Erbe meines Heimatlandes zu nutzen. Auf einer eigenen Kaffeeplantage möchte ich ökologisch nachhaltige Verfahren für qualitativ hochwertige Bohnen anwenden. Eine Verarbeitungsanlage wird sie von der Ernte bis zur Röstung verarbeiten. Ich möchte Einzelhandelsgeschäfte in kleinen Städten und in Addis Abeba einrichten und gleichzeitig Exportmöglichkeiten erschließen, um unseren Kaffee in der Welt bekannt zu machen. Über Online-Kaffee-Einkaufsplattformen können Liebhaberinnen und Liebhaber des äthiopischen Kaffees weltweit bequem einkaufen.Ehemalige Patenkinder geben die empfangene Hilfe weiter
Die Zeit im Nedjo Hostel ist lange her. Doch der Wunsch, andere Menschen zu unterstützen, die empfangene Hilfe weiterzugeben, treibt Abraham Ebisa Kebede und seine früheren Mitbewohnerinnen und -bewohner bis heute an. Sie sind immer in Kontakt geblieben. Vor vier Jahren gründeten sie eine Gemeinschaft, die sich alle drei Monate trifft, um Gelder zu sammeln, mit denen sie Student*innen in Not hilft. Die Familien treffen sich regelmäßig, die Kinder wachsen miteinander auf.„Dank der Kindernothilfe kann ich heute mein Wissen an Menschen in meinem Umfeld weitergeben“, schrieb er uns. „Ich glaube fest daran, dass Bildung der Schlüssel ist, damit junge Menschen ihr Potenzial entfalten können – und ich helfe ihnen, damit sie genau das tun können. Das ist ein schönes Gefühl!“
Von Ilias Maatalaoui